Geschichte

VINZENZ VON PAUL
Patron der Vinzenzgemeinschaften (1581 – 1660)

Seine Zeit war geprägt von Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Krieg und Armut. Er setzte sich für Kranke, Hungernde, Galeerensklaven, Waisen und Aussätzige ein. Wo es notwendig war, arbeitete er mit anderen Menschen, so mit Louise de Marillac zusammen, der Gründerin der „Barmherzigen Schwestern". Durch umfangreiche Ausbildungen und Schulungen von Priestern wurde er zu einer führenden Persönlichkeit der Kirche Frankreichs. Vinzenz v. Paul galt als „Apostel der Nächstenliebe". Sein Leitsatz war: „Armendienst ist Gottesdienst"

Biografie
Vinzenz von Paul studierte in den südfranzösischen Städten Dax (1594 bis 1597) und Toulouse (1597 bis 1604) Theologie. Er wurde am 23. September 1600 zum Priester geweiht und war jahrelang – auch auf abenteuerliche Weise – auf der Suche nach einträglichen kirchlichen Pfründen. Durch die Begegnung mit den Ärmsten der Gesellschaft, persönliche Krisen und die geistliche Begleitung des späteren Kardinals de Berulle vollzog sich in ihm eine Wandlung. Er wurde ein hingebungsvoller Pfarrer in Clichy (1612–1613), später Hauskaplan der geschiedenen Gattin Heinrichs IV., Margarete von Valois, sowie Hauslehrer und Hauskaplan bei der adeligen Familie de Gondi. Er begleitete diese Familie auf ihre Güter und lernte dabei die religiöse Not der Landbevölkerung kennen. Um Abhilfe zu schaffen, begann er Missionen in den Pfarreien zu predigen. Bald fand er Helfer, und 1625 entstand daraus die Kongregation der Mission, auch Lazaristen oder „Vinzentiner“ genannt. Im ersten Mutterhaus der Mission Saint Lazare (im gleichnamigen Pariser Stadtteil) gab es Abteilungen für Pensionäre, eine für schwer erziehbare Jugendliche und eine für Geisteskranke. Von Paul galt als Autorität auf dem Gebiet der Psychiatrie. Er wurde in Hinblick auf die von ihm geleiteten Pflegeanstalt und die dort praktizierte systematische Fürsorge für psychisch Kranke als „Reformator des Irrenwesens“ bezeichnet.

Vinzentinerinnen
1617 gründete Vinzenz von Paul in der Pfarrei Châtillon-les-Dombes die erste „Bruderschaft der Damen der christlichen Liebe“, eine karitative Frauenvereinigung, die sich um Arme und Kranke sorgte. Den Damen wurde die Arbeit in den Caritasgruppen, vor allem in Paris, bald zu viel und zu schwer, so dass junge Landmädchen als Helferinnen angestellt wurden und allmählich wurde daraus die Gemeinschaft der Töchter der christlichen Liebe. Die Töchter der christlichen Liebe verstanden sich bewusst als eine Alternative zur strengen Klausur der Nonnen. Eine diesbezügliche Aussage ging in die Lebensregel der Schwestern über: „Ihr habt als Kloster die Häuser der Kranken, als Zelle eine Mietkammer, als Kapelle die Pfarrkirche, als Kreuzgang die Straßen der Stadt, als Klausur den Gehorsam, als Gitter die Gottesfurcht und als Schleier die heilige Bescheidenheit“ Die jungen Frauen legten kein Ordensgelübde ab, sondern ein Versprechen, das jeweils für ein Jahr galt und bis zum Tod immer wieder erneuert werden konnte.

Frederic Ozanam
Gründer der Vinzenzgemeinschaften (1813 – 1853)

Friedrich Ozanam wurde 1813 in Mailand geboren. Sein Vater ließ sich später mit seiner Familie als Arzt in Lyon nieder. Er lebte zur Zeit der Industriellen Revolution und der ersten Arbeiteraufstände in Paris. Eine Zeit, die ihn sehr prägte. Neben seinem direkten Engagement zur Behebung ärgster Not, hat er Forderungen an die Gesellschaft gerichtet, um die Lebenssituation der vielen armen Menschen zu verändern. Frédéric Ozanam lehrte damals an der Sorbonne in Paris. Ihm waren neben dem Bildungsstand seiner Studenten besonders die sozialen Verhältnisse im Land ein Anliegen. 1833 scharte er Studenten um sich und bildete in Paris einige Gruppen, die nach dem Beispiel des ca. 200 Jahre davor wirkenden Hl. Vinzenz von Paul der drückenden Not der Menschen begegnen sollten. Besonders die verschämt Armen und der persönliche Kontakt bei Hausbesuchen mit ihnen, waren ihnen ein Anliegen. Nicht zuletzt wollten sie durch materielle Unterstützungen ohne jegliche Aufdringlichkeit zum Mitmenschen finden. Diese Gruppen nannten sich Vinzenzkonferenzen. Nach Frederics Ansicht hat Glaube ohne Nächstenliebe keinen Sinn. Aus dieser Einrichtung, die seiner Meinung nach, „... streng katholisch, und doch immer weltlich bleiben muss ..." entstanden die Vinzenzgemeinschaften, deren Idee von den Universitätsabsolventen in die ganze Welt verbreitet wurde. Sein Leitsatz war: „Unsere Aufgabe ist es, aktiv zu dienen." Sein Credo lautete: „Keine Gesellschaft kann Elend als Schicksal akzeptieren, ohne dass sie in ihrer Ehre getroffen wird. Baut daher Gesellschaften auf, in denen es mehr Brüderlichkeit gibt und die Geringsten und die Ärmsten in ihrer Menschenwürde anerkannt werden."

die größte Laienorganisation der Welt!
Vinzenzgemeinschaften (engl.: Society of Saint Vincent de Paul) bilden weltweit Gruppen, die selbstständig und unabhängig voneinander auf Basis der Ehrenamtlichkeit bemüht sind, Armen das Leben zu erleichtern bzw. sie wieder in die Gesellschaft einzugliedern. Derzeit gibt es in 153 Ländern 50.000 Gruppen, die mit über einer Million Mitgliedern die größte Laienorganisation der Welt sind. In Österreich sind es 160 Vinzenzgemeinschaften – eine davon ist die Vinzenzgemeinschaft Eggersdorf.

"Unsere Aufgabe ist es, aktiv zu dienen"
Am 22. August 1997 sprach Papst Johannes Paul II Friedrich Ozanam, den Studenten, Professor, Ehemann und Familienvater mit dem brennenden Glauben und der erfinderischen Nächstenliebe während des Weltjugendtreffens selig. Friedrich Ozanam wirkt in den Konferenzen nicht als organisatorische Leitfigur und Zentralpunkt einer Bewegung, sondern mehr als Anreger und Motor im Hintergrund, dem es darum geht, Menschen zu motivieren, ihren Glauben in einer Praxis der Nächstenliebe zu verwirklichen und zu bezeugen.
Weitere Infos zu den Vinzenzgemeinschaften:
Zentralrat der
Vinzenzgemeinschaften der Steiermark
https://www.vinzenzgemeinschaft-steiermark.at/
Dachverband der
Vinzenzgemeinschaften in Österreich
https://www.vinzenzgemeinschaften-hauptrat.at/
International Confederation of the
Society of Saint Vincent de Paul
https://www.ssvpglobal.org/en/